Technik ist politisch: brecht die Macht von Whatsapp

LAG Netzpolitik

Warum Technik politisch ist und warum wir, die LAG Netzpolitik, von der Nutzung von WhatsApp abraten und Alternativen wie Signal, Matrix oder Threema empfehlen. 

1. WhatsApp und der Ausverkauf unserer Daten

WhatsApp gehört zum Meta-Konzern, der auch Facebook und Instagram betreibt – Plattformen, die durch umfassendes Tracking und datenbasierte Werbesysteme bekannt sind. Zwar sind die Inhalte unserer WhatsApp-Nachrichten durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt, doch die sogenannten Metadaten – also wer, wann, wie oft mit wem kommuniziert – sind hochgradig aufschlussreich.

Durch den Abgleich von Telefonnummern kann WhatsApp unsere sozialen Netzwerke analysieren und mit Daten aus anderen Meta-Diensten verknüpfen. Daraus entsteht ein detailliertes Bild unseres sozialen Verhaltens. Die Nutzungsbedingungen ändern sich regelmäßig – und sind oft so formuliert, dass sie mehr Spielraum für Datennutzung zugunsten Metas schaffen. So auch die neueste Ankündigung auf Basis verknüpfter Datensätze personalisierte Werbung in WhatsApp einzubauen.

 

2. Keine Kontrolle, keine Transparenz

Im Gegensatz zu offenen Projekten wie Signal, Threema oder Matrix ist WhatsApp keine Open-Source-Software. Der Quellcode ist nicht einsehbar, die technische Funktionsweise bleibt undurchsichtig. Die Nutzer*innen sind gezwungen, Meta zu vertrauen – einem Konzern, dessen Geschäftsmodell auf Datenverwertung basiert. Vertrauen allein reicht hier nicht. Was fehlt, ist echte Kontrolle und Nachvollziehbarkeit.

 

3. Kommerz statt Kommunikation

WhatsApp wurde einst mit dem Versprechen gegründet, keine Werbung zu zeigen. Dieses Versprechen hielt genau so lange bis Meta (damals "Facebook") den Dienst übernahm. Einer der Gründer, Brian Acton, verließ das Unternehmen später aus Protest gegen die Monetarisierungsstrategie. Er investierte sein Geld in den Aufbau von Signal – einer App, die werbefrei, quelloffen und gemeinnützig arbeitet. Während WhatsApp uns als Produkt an Werbekunden verkauft, stellt Signal den Schutz der Privatsphäre in den Mittelpunkt.

 

4. Der soziale Druck der Masse

Die größte Stärke von WhatsApp ist zugleich seine gefährlichste: seine Verbreitung. Wer sich verweigert, kann in vielen Kontexten nicht mehr mitreden – von der Kita-Gruppe bis zur Sportmannschaft. Doch genau hier beginnt das Problem: Wenn eine einzige App zum Quasi-Standard wird, entsteht ein Monopol. Und Monopole gefährden Wahlfreiheit, Vielfalt und Innovation. Technik sollte sich nicht durch Zwang verbreiten, sondern durch Qualität.

 

5. Manipulation und politische Gefahren

WhatsApp ist Teil eines Systems, das auf datengetriebene Beeinflussung ausgelegt ist. Die Skandale um Cambridge Analytica oder die algorithmisch verstärkte Gewaltpropaganda auf Facebook zeigen, wie gefährlich solche Strukturen werden können – besonders in autoritären Staaten. Wenn private Kommunikation zur Datenquelle wird, können selbst scheinbar harmlose Informationen – wie Aufenthaltsort, Interessen oder Kontakte – gegen einen verwendet werden.

 

6. Es gibt Alternativen

Ja, Alternativen wie Signal, Matrix oder Threema mögen (noch) weniger verbreitet sein – aber sie funktionieren zuverlässig und bieten deutlich mehr Datenschutz. Signal verzichtet auf Werbung, sammelt kaum Metadaten und stellt seine Entwicklung transparent zur Diskussion. Und: Auch Signal hat es geschafft, eine relevante Nutzerbasis aufzubauen – durch Beharrlichkeit und Vertrauen.

 

7. Technik ist politisch – und wir sind nicht machtlos

Ob wir WhatsApp nutzen oder nicht, ist keine rein technische Frage. Es geht um Macht, Kontrolle und die Frage, wie wir digitale Kommunikation gestalten wollen. Technik ist niemals neutral – sie prägt unser soziales Miteinander. Umso wichtiger ist es, Alternativen zu fördern, Diskussionen anzustoßen und sich bewusst zu entscheiden.

Jeder Wechsel zu einer datenschutzfreundlichen App ist ein kleines Statement. Jede neue Verbindung auf Signal, Element oder Threema ist ein Schritt weg vom Überwachungskapitalismus – und hin zu digitaler Selbstbestimmung.

Spätestens mit Beginn der zweiten Amtszeit von Trump wurde auch klar - wer weiterhin auf die Dienste von US-Tech-Monopolisten setzt, unterstützt über Umwege eine autoritäre bis faschistische Regierung in den USA.

8. Warum wir WhatsApp für Parteizwecke als ungeeignet empfinden

WhatsApp überträgt standardmäßig Telefonnummern und Kontaktinformationen an Meta (Facebook), auch von Personen, die der Nutzung nicht zugestimmt haben. In einem solidarischen Miteinander sollte man die Daten von niemanden ohne Konsens solchen Konzernen preisgeben. Viele unserer Werte sind nicht vereinbar mit den Geschäftsgebaren eines kapitalistischen US-Technologie-Konzerns mit uns widerstrebenden politischen Ambitionen. Parteiinterne Kommunikation gehört unserer Meinung nach nicht in die Hände eines solchen Werbekonstruktes. Viele Menschen lehnen aus politischer Überzeugung oder Datenschutzbedenken WhatsApp ab. Diese zu exkludieren oder auf diese Plattform zu drängen, sollte nicht Bestandteil unserer Parteiarbeit sein.

Wie bereits erwähnt, kann WhatsApp auf Basis der Metadaten (wer wann und wo mit wem kommuniziert) ganze soziale  - und hier auch parteiinterne - Strukturen nachvollziehen bzw. rekonstruieren. Bei einer weiter anhaltenden autoritären Wende oder gar im Falle einer AFD-Regierung drohen reale Gefahren: Repressionen in einem nie da gewesenen Ausmaß werden so ermöglicht - insbesondere wenn andere behördliche oder geheimdienstliche Informationen verknüpft werden. 

Fazit

Wer WhatsApp nicht nutzt, ist kein*e Querulant*in, sondern eine Person, die Verantwortung übernimmt – für sich und andere.

Du musst nicht gleich alles ändern. Aber vielleicht installierst du einfach mal eine Alternative – als ersten Schritt. Die nächste Unterhaltung könnte dann nicht nur privat, sondern auch politisch ein Statement sein.

Wir als LAG Netzpolitik fordern, die Netzwerkeffekte und die Monopolstellung von Tech-Monopolisten zu brechen.
Das beginnt im Kleinen und somit auch bei Dir.
Niemals alleine, immer gemeinsam.