Schüler_innen sind keine Versuchskaninchen: Prüfungen aussetzen!
Elternräte verschiedener Stadtteilschulen, die Elternkammer und Schüler_innen selbst laufen Sturm gegen die Entscheidung der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB), die Prüfungen zum Ersten Allgemeinbildenden und zum Mittleren Schulabschluss (ESA/MSA) trotz der Corona-bedingten Einschränkungen abzuhalten. Sie fordern, wie in NRW und Berlin diese Prüfungen auszusetzen oder zumindest zu verschieben, damit mehr Zeit für die Vorbereitung bleibt.
„Der gegenwärtige Fernunterricht konterkariert jedwede pädagogische Intervention für mehr Chancengleichheit – diese Einsicht ist mittlerweile auch in der BSB angekommen“, erklärt Sabine Boeddinghaus, schulmarktpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Daher ist es richtig, dass Senator Rabe Qualitätsstandards für den Fernunterricht entwickeln will. Doch grundsätzlich ist die Leistung, die Eltern und Kinder zu Hause vollbringen, nicht mit schulischem Unterricht und pädagogischer Anleitung zu vergleichen. Diese aktuelle Unterrichtsentwicklung ist eine Operation am offenen Herzen mit ungewissem Ausgang. Daher erwarte ich die Abkehr von Regeln und Abläufen, die zurzeit einfach nicht leistbar sind. Die Politik darf unsere jungen Menschen nicht zu Corona-Versuchskaninchen machen!“
Die Protestbriefe sehen einhellig die Chancengleichheit angesichts der derzeitigen Umstände gefährdet und daher keine Grundlage für vergleichbare Leistungsbewertungen. Zudem kritisieren sie den herablassenden Umgang durch die BSB. „Die Behörde muss endlich die vielen Anregungen und Einwände ernstnehmen“, fordert Boeddinghaus. „Viele Vorschläge sind pragmatisch und lösungsorientiert, die starre Haltung der BSB dagegen bringt niemandem einen Gewinn an Bildung und zeugt von mangelnder pädagogischer Qualität.“