Stadtteilschulen: Hamburgs Erfolgsmodell braucht Unterstützung!

Das Zwei-Säulen-Modell von Gymnasium und Stadtteilschulen (STS) ist im „Schulfrieden“ von 2019 von Rot-Grün mit CDU und FDP weiter festgeschrieben worden. In einer Großen Anfrage wollte die Linksfraktion nun wissen, wie die Lage der Stadtteilschulen in Hamburg ist. 

Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft, zu den Ergebnissen der Anfrage: „In der Bundesrepublik hängt der Bildungsweg wesentlich an der sozialen Herkunft. Für Arbeiterkinder und Migrant:innen sind Betondecken eingezogen. Diesem erschreckend beharrlichen Zustand der Bildungsungerechtigkeit setzt die STS ein Erfolgsmodell entgegen. Die Aufgaben der STS sind enorm und sie muss gestärkt werden. Ein massives Problem sehe ich bei den Abschulungen nach Klasse 7, bei denen Kinder den Gymnasien verwiesen werden müssen, weil ihre Leistungen nicht für ein Abitur in Klasse 12 genügen würden. Die STS müssen in der Regel fast zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen aufnehmen. Dabei erhöht sich die Zahl der zusätzlich eingerichteten Klassen kontinuierlich. Dieses Aussieben führt neben einer demütigenden Erfahrung dazu, dass mehr Kinder in den STS-Klassen sind, als das Schulgesetz vorsieht. Diesem Druck muss die Schulbehörde begegnen.“

Auch hinsichtlich der Entkoppelung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg sieht Sabine Boeddinghaus die STS in ihrer Arbeit zukunftsweisend: „An den Stadtteilschulen werden nur sehr wenige Kinder mit einer Gymnasialempfehlung eingeschult. Doch guckt man auf die Ergebnisse, dann hatte eine große Mehrheit der Schüler:innen, die an den STS Abitur machen, eben keine Gymnasialempfehlung. Ihnen wurde also nicht zugetraut, diesen Weg zu schaffen. Doch sie haben ihn geschafft - auch wegen der vorzüglichen Arbeit der STS! Chapeau, gut gemacht!“

Als unmittelbare Konsequenz aus den Angaben der Schulbehörde über die Lage der Stadtteilschulen fordert Boeddinghaus, dass den Gymnasien eine ebenso starke inklusive und integrative Arbeit ermöglicht werde - dafür müssen die Abschulungen enden und die Ressourcen der Gymnasien entsprechend erhöht werden. Außerdem muss die STS zur Regelschule in Hamburg gemacht werden. Neue Schulen müssen zur Entlastung der bestehenden STS ausschließlich als Stadtteilschulen gegründet werden und in allen Klassen müssen die Lehrkräfte mindestens in Doppelbesetzung arbeiten. Auch eine regelhafte Verkleinerung der Klassen erscheint Sabine Boeddinghaus angesichts der Fülle an Aufgaben für sinnvoll. „Das alles wird Geld kosten, aber wie wir im Bundestag ja gesehen haben: Wenn es einen politischen Willen gibt, ist das Geld auch abrufbar! 100 Milliarden hat auch die Bildung verdient – mindestens!“

 

Unsere große Anfrage (Drs.22/7342) hängt dieser PM an.

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