Koloniale Erinnerung: Senat versagt an zentralen Stellen

Mit Schwung ist der Hamburger Senat vor zehn Jahren in die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit unserer Stadt gestartet. Heute hat Kultursenator Carsten Brosda nun in der Landespressekonferenz das dekolonisierende Erinnerungskonzept des Senats vorgestellt.

Dazu Norbert Hackbusch, kulturpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Auch wenn es einige positive Entwicklungen gibt, versagt das Konzept an zentralen Punkten. Damals ging es vor allem auch um die wissenschaftliche Aufarbeitung mit der Forschungsstelle ‘Hamburg (post-)koloniales Erbe’. Diese Forschungsstelle hat spielt eine aktive Rolle in der wissenschaftlichen Debatte. Nun ist sie allerdings akut gefährdet, denn ihre Finanzierung läuft Ende 2024 aus – und im heute vorgestellten Erinnerungskonzept taucht sie nicht mehr auf. Zweites zentrales Moment war die ‘Gestaltung der historischen Zeugnisse in Jenfeld’. Doch seit zehn Jahren können wir hier keine Fortschritte feststellen - und auch hierzu herrscht Schweigen in der Drucksache.

In diesen Tagen wird auch der Bebauungsplan für den Baakenhafen diskutiert. Norbert Hackbusch: „Der Baakenhafen war zentraler Ausgangspunkt für Truppentransporte nach Deutsch-Südwestafrika (heutiges Namibia) und Deutsch Ostafrika (heutiges Tansania), mit denen die Aufstände blutig niedergeschlagen wurden. Heute erinnert nichts daran. Nirgends wird in der Hafencity der Opfer des Kolonialismus gedenkt – dafür werden die Eroberer aus Europa in den Straßen- und Platznamen gefeiert. Hamburg war die koloniale Hauptstadt Deutschlands – der Senat muss sich seiner Verantwortung stellen.“