Wahlrüfsteine Ganztagsschulverband e.V. vom 22.11.2019

  1. Die Parallelität von GTS und GBS in Hamburg in Verstärkung mit Lehrermangel führt dazu, dass es immer schwieriger wird, Lehrkräfte für die Arbeit an GTS zu gewinnen. Was wollen Sie tun, um den Arbeitsplatz GTS für Lehrkräfte attraktiv zu machen/zu halten?
  2. Was wollen Sie dafür tun, um den Arbeitsplatz GBS für Erzieher*innen attraktiv zu machen?
  3. Der Personalbedarf steigt beträchtlich, woher kommen die Lehrkräfte, Sonderpädagog*innen, Sozialpädagog*innen und Erzieher*innen? Wie wird die Bezahlung den Verhältnissen angepasst?
  4. Was wollen Sie dafür tun, um das Thema ganztägige Bildung in der Lehreraus- und fortbildung zu verankern? Was wird Ihrerseits getan, um die grundlegen Haltung zu Ganztagsschulen zu verbessern sowie den geänderten Anforderungen an Schulen in die Ausbildung von Lehrkräften einfließen zu lassen? Dieses grundlegende Problem wird durch den hohen Neu- sowie Ausbau von Schulen in Hamburg noch verschärft. Wie wollen sie dem Problem begegnen?
  5. Wie wollen Sie den Bedürfnissen von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die in einer GTS beschult werden, gerecht werden, so dass diese auch in Rand- und Ferienbereuungszeiten  angemessen betreut teilnehmen können?
  6. Woher kommen die erforderlichen Stunden und Gelder für qualifizierte Schulbegleitungen?
  7. Die Anforderungen an das Verwaltungspersonal steigen beständig. Wie wollen Sie eine angemessene Bezahlung finanzieren?
  8. Es gibt keine Sachmittelzuweisung für die Ferienbetreuung. Um ein anregendes Ferienangebot, das den Anspruch der Bildungsgerechtigkeit erfüllt, zu gestalten, bedarf es finanzieller Mittel. Was tun Sie dafür?
  9. Was wollen Sie tun, damit es nicht zu bedeutsamen Qualitätsverlusten im System kommt, um die steigenden Bedarfe zu finanzieren?
  10. Der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz wurde in Hamburg bereits umgesetzt. Was wollen Sie tun, damit sich der Ganztag nun qualitativ weiter entwickelt und wo sehen Sie Bedarfe und Schwerpunkte?
  11. In Berlin wurde das kostenlose Essen für alle eingeführt. Ist dies Ihrer Meinung nach auch für Hamburg umsetzbar? Kinder, die von 8-16h (oder sogar von 6-18h) in der Schule sind, bräuchten eigentlich neben einer ausreichenden Versorgung mit Wasser auch die Möglichkeit einen Snack zu sich zunehmen. Was wollen Sie dafür tun?
  12. Gute Ganztagsschulen brauchen nicht nur multifunktionale Räume, sondern auch spezielle Räume/Flächen für Ruhe, Bewegung, Therapie und Spiel. Wie ist das mit dem Musterflächenplan zu vereinbaren?

 

Antwort DIE LINKE. Hamburg:

Mit der Schuldenbremse, die auch in der Hamburger Verfassung festgeschrieben wurde, lässt sich kaum ein angemessene Bildungsangebot finanzieren. Steuerhoheit hat zudem der Bund, Modelle der Refinanzierung öffentlicher Ausgaben, z.B. durch eine Erhöhung der Erbschafts- oder Wiedereinführung der Vermögenssteuer, haben wir auf kommunaler Eben leider derzeit wenig Einfluss – auch wenn wir beide Schritte fordern.

Unmittelbare Maßnahmen auf Landesebene wären die Anpassung der Gewerbesteuer, die Überprüfung städtischer  Subventionen sowie andere Gewichtungen der Steuerverteilung vorzunehmen und soziale Bereiche, vor allem den Bildungsbereich in Kita und Schule und die sozialen und gesundheitlichen Versorgungssysteme zu stärken.

Einige Ihrer Fragen kreisen um die Attraktivität der Arbeitsplätze für die verschiedenen Professionen, die im Ganztag beschäftigt sind. Generell halten wir multiprofessionelle Teams, in denen alle Professionen gleichberechtigt sich um die Bildungswege der Schüler_innen verständigen, für angemessen.

In unserem neuen, inklusiven Schulgesetz sind Ganztagsschulen mit einem rhythmisierten Ganztag die Regel. Ein vielfältige, alle Sinne ansprechendes Bildungsangebot erstreckt sich auf den ganzen Tag.

Zentral ist unserem Gesetz auch, dass jede Schule sich an den Bedarfen der Schüler_innen orientieren muss. Diagnostizierbarer „sonderpädagogischer Förderbedarf“ deckt nur einen Teil der individuell notwendigen Fördermaßnahmen ab. Jedes Kind hat unseres Erachtens ein Recht auf individuelle Förderung eigener Interessen und Fähigkeiten. Nach diesen Bedarfen haben sich die Ressourcen für die Beschulung der Kinder und Jugendlichen zu richten. Dies umfasst natürlich auch die räumliche und bauliche Beschaffenheit der Schulen. Dafür muss auch das Musterflächenprogramm reformiert werden.

Daran schließt sich neben der in jedem Berufszweig geltenden Forderung nach guter – und gut bezahlter – Arbeit an. Dies gilt für jeden Bereich der schulischen Bildung. Dies Rahmenbedingungen hier sollen auch deswegen umfassend förderlich sein, weil nur so eine gute Bildung der Kinder und Jugendlichen gelingen kann. Wir wollen daher die Arbeitsbelastungen reduzieren – besonders trifft dies die sogenannte Lehrer_innenarbeitszeitverordnung, die mittlerweile auch für pädagogisch-therapeutische Fachkräfte in Kraft ist; wir wollen es ermöglichen in Vollzeit zu arbeiten und setzen auf Kooperation statt auf die Konkurrenz der Kolleg_innen.

Mehrfach hat Die Linke in Hamburg Vorstöße unternommen, um ein kostenloses Frühstück in Kitas und an Grundschulen durchzusetzen, zuletzt mit einem entsprechenden Antrag in der Bürgerschaft.

In Bildungsangebote in den Ferien fließt auch die soziale Infrastruktur ein, die sich an diesem Betreuungsangebot beteiligt. Seit jeher setzt sich Die Linke für eine Stärkung dieser Angebote, bspw. auch der Offene Kinder- und Jugendarbeit ein. Politisches Gewicht liegt auch auf einer generellen Armutsbekämpfung, die aber nicht allein mit und durch die Schule geleistet werden kann. Der schulische Beitrag kann im Ganztag sein, Bildungsangebote – und auch Verpflegung – unabhängig von den Elternhäusern zu schaffen.

Unser Vorstoß eines neuen, inklusiven Schulgesetzes hat natürlich eine umfassende Revision der Rahmenbedingungen des Schulwesens zur Folge. Ausgangspunkt ist nunmehr das Kind mit seinen Rechten auf inklusive Bildung und Teilhabe. Dieses setzt den Maßstab, der auch die Ausbildung der Lehrer_innen einfließen muss, da sich die Perspektive des Lehrberufs ändert. Zentral ist nicht mehr der Lerninhalt, sondern vielmehr das Recht des Kindes auf inklusive Bildung und Teilhabe.

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