Wie viel Tourismus verträgt unsere Stadt? Linke beantragt Studie
Mehr als 14 Millionen Übernachtungsgäste, 111 Millionen Tagesgäste: 2023 war ein Rekordjahr für den Tourismus in Hamburg. Das ist einerseits eine gute Nachricht. Anderseits bringt der Boom auch Probleme für die Wohnbevölkerung mit sich. Zumal er nicht gleichmäßig auf die Stadt verteilt ist, sondern sich auf wenige Quartiere beschränkt. Auch wenn der Begriff des „Overtourism“ auf die Gesamtsituation in Hamburg derzeit nicht zutrifft: Beispiele aus anderen europäischen Metropolen warnen vor einer Entwicklung, die in Hamburg verhindert werden muss. Eine politische Steuerung findet derzeit aber kaum statt. Die Planung wird vorrangig ökonomischen Aspekten überlassen. Fragen der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit spielen nur eine untergeordnete Rolle. Eine Beteiligung der Menschen gibt es bislang nicht. Die Linksfraktion beantragt deshalb in der aktuellen Bürgerschaftssitzung eine wissenschaftliche Akzeptanzstudie zum Tourismus in der Stadt, die frühzeitig die Sicht der Hamburger*innen ermittelt.
Stephan Jersch, tourismuspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „125 Millionen Gäste machen etwas mit der Stadt und mit den Menschen, die in den Boom-Quartieren wohnen. Tourismusplanung mit der städtischen Infrastruktur in Einklang zu bringen, ist Aufgabe der politischen Gremien und bedarf der Planung und Beteiligung.“
Zur Perspektive des Tourismus in Hamburg sagt Stephan Jersch weiter: „Hans-Magnus Enzensberger hat das Paradox beschrieben: ‚Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet‘. Hamburg muss der Lebensqualität seiner Bürger*innen verpflichtet bleiben und dazu müssen die politischen Gremien wieder das Steuer übernehmen und mit einer klaren Datenbasis den Kurs vorgeben. Damit Hamburg einerseits eine weltoffene Stadt für Besucher*innen aus aller Welt bleibt und andererseits die Lebensqualität der Menschen nicht leidet.“