Verelendung in Notunterkunft: Hamburg lässt besonders hilfsbedürftige Obdachlose im Stich
Für die Aktuelle Stunde der Bürgerschaftssitzung am Mittwoch hat die Linksfraktion das Thema „Schockierende Zustände in Obdachlosenunterkunft: Gesundheit ist kein Luxusgut - Hamburg muss Verantwortung übernehmen für Menschen ohne Versicherung!“ angemeldet. Hintergrund ist der Fall eines ehemaligen Hinz und Kunzt-Verkäufers der in der Notunterkunft an der Friesenstraße für besonders vulnerable obdachlose Menschen untergebracht war und dort in einem schlechten körperlichen Zustand und hilflos in seinem Bett vorgefunden wurde. Eine Anfrage der Linksfraktion dazu ergibt, dass Ende Mai 152 Personen am Standort Friesenstraße übernachtet haben. Davon gehörten 87 Personen zur Gruppe der besonders vulnerablen obdachlosen Personen. Trotzdem sind nur ein bis zwei Pflegekräfte pro Schicht in der Unterkunft im Einsatz.
Dazu Olga Fritzsche, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Dieser Fall ist ein Skandal und steht exemplarisch für ein System, das versagt hat. Diese Unterkunft ist explizit für besonders vulnerable obdachlose Menschen eingerichtet worden. Das bedeutet doch, dass diese Menschen krank und mitunter pflegebedürftig und auf jeden Fall auf Hilfe angewiesen sind. Und trotzdem bemerkt niemand, dass jemand hilflos, eingekotet, eingenässt und übersät mit Wunden in seinem Bett liegt? Das ist allerdings kein Wunder, wenn ein bis zwei Pflegekräfte pro Schicht für fast 90 hilfsbedürftige Menschen zuständig sind, von denen dann auch noch zwei Drittel immobil sind. Mit so einer Besetzung muss das in der Katastrophe enden – und das liegt dann nicht am Unvermögen der Pflegekräfte, sondern an einem System das völlig überfordert ist und gar nicht auf diese Klientel ausgerichtet ist. Die Stadt sollte aufhören, sich für das angeblich beste Hilfesystem zu feiern, wenn zugleich in ihren Unterkünften die Menschen verelenden. Das kann doch so nicht weitergehen: Wir brauchen mehr Pflegekräfte in den Unterkünften für besonders vulnerable obdachlose Menschen!“