Unterrichtsausfall an Schulen: Senator lässt Zahlen schönrechnen

Laut Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) lag in den Hamburger Schulen im ersten Halbjahr des Schuljahres 21/22 der Unterrichtsausfall (genauer: der „ersatzlos ausgefallene Unterricht“) bei 1,21 Prozent. Im letzten Halbjahr vor der Pandemie lag die Zahl noch bei 0,79 Prozent.

Doch auch diese Zahl lässt nicht darauf schließen, dass weiterer Unterricht nach Stundentafel zwar ausfiel, aber dann doch irgendwie vertreten wurde. Denn schaut man sich die Kategorien genauer an, mit denen ausgefallener Unterricht kaschiert wird, lässt sich das Dunkelfeld real ausgefallenen Unterrichts unschwer erahnen. So gibt es u.a. „Unterricht in besonderer Form, fachidentisch vertreten durch andere Lehrkraft, vertreten mit anderem Unterrichtsfach der Lerngruppe, sowie Vertretung durch Arbeitsauftrag bzw. Zusammenlegung/Aufteilung von Unterricht“.

Dazu Sabine Boeddinghaus, schulpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Alle Zahlen über alle Kategorien hinweg zeigen ein dramatisches Lagebild an de facto nicht stattgefundenem Unterricht. Mit der Hilfe dieser Kategorien lässt der Schulsenator den massiven Unterrichtsausfall bewusst verschleiern und entzieht sich damit seiner Verantwortung, für verlässliche Qualität im Unterricht zu sorgen.“

Dass Unterricht vertreten wird, ist nicht ungewöhnlich. Es stellt sich aber die Frage, warum der Ausfall so häufig auftritt, in welcher Weise er vertreten wird und warum nicht mehr Personal dafür zur Verfügung steht. Und da fällt der hohe Anteil der Teilzeitlehrkräfte in Hamburg auf, der laut Anfrage der Linksfraktion in den allgemeinbildenden Schulen immerhin bei 53 Prozent liegt.

Sabine Boeddinghaus: „Aus den Schulen höre ich immer wieder, dass eine Ursache für den durchweg hohen Anteil an Teilzeit-Lehrkräften die enorm gestiegene Arbeitsbelastung durch ständig zusätzliche Aufgaben ist, die durch das geltende Lehrerarbeitszeitmodell nicht ausgeglichen werden. Angesichts des drohenden Lehrermangels auch für Hamburg erwarte ich vom Senat, dieses enorme zusätzliche Potential an Lehrkräften entschlossen zu motivieren, indem die Rahmenbedingungen an den Schulen, etwa durch Stundenreduzierung oder weitere Arbeitserleichterungen, verbessert werden.“

 

Unsere Anfrage (Drs.22/8782) hängt dieser PM an.

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