Femizide in Hamburg: Politik darf nicht länger die Augen verschließen

Cansu Özdemir

Seit Anfang des Jahres gab es in Hamburg bereits drei Femizide. In Bramfeld tötete ein 28-Jähriger Mitte Februar seine Lebensgefährtin und einige Tage später seine Mutter. Ende April erstach ein 53-Jähriger seine Frau in Horn. Außerdem überlebte im März in Wilhelmsburg eine Frau mehrere Kopfschüsse durch eine Mann, der im Vorfeld der Tat ihrer Tochter nachgestellt haben soll. Für den nördlichen Teil Deutschlands kommen weitere neun Tötungen von Frauen und Mädchen durch Männer hinzu. Die Täter sind in fast allen Fällen ihre Ehemänner, Ex-Partner oder Väter.

Am heutigen 4. Mai wird ein Jahr nach der Tat das Urteil gegen Kalender E. verkündet. E. versuchte am 1. Mai 2020 in Hamburg-Lurup, seine Ex-Partnerin sowie die beiden gemeinsamen Kinder zu ermorden. Alle drei überlebten, teils schwer verletzt. Ab 9.30 Uhr ruft das Internationale Frauenbündnis Hamburg zu einer Kundgebung vor dem Strafgericht am Sievekingsplatz auf. Dazu Cansu Özdemir, frauenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Frauen und Mädchen werden von Männern getötet und die Politik verschließt die Augen. Diese Tötungen dürfen nicht als dramatische Einzelfälle abgetan und individualisiert werden. Es handelt sich um ein strukturelles Problem, das als solches anerkannt und bekämpft werden muss. Es gibt hier ganz klar ein verbindendes Element: patriarchale Gewalt.“

Die Linksfraktion Hamburg fordert in einem Antrag, der bald im Sozialausschuss beraten wird, eine Monitoringstelle für Femizide. Hier sollen Daten zu Tötungen von Frauen gesammelt und wissenschaftlich ausgewertet werden, um auf dieser Grundlage zielgenaue Präventionskonzepte zu entwickeln. Außerdem setzt sich die Fraktion in den anstehenden Haushaltsverhandlungen ein für mehr Personal in den Frauenhäusern, in Beratungsstellen und in den Stadtteil-Initiativen gegen Partnerschaftsgewalt.